Früher ein Geheimtipp, heute weit bekannt: die Atlastherapie. Im Raum Iserlohn gibt es sie nun in Kombination mit dem Emotionsmanagement-Verfahren wingwave. Die in psychotherapeutischen Praxen viel genutzte Methode zur Verarbeitung von stressenden Gefühlen wie Angst, Panik, Trauer und Verlustgefühlen kann die positive Wirkung der Atlastherapie deutlich verlängern. Im Interview verrät Atlasspezialistin Maria Sinn aus Hagen, was Gefühle mit dem Atlas zu tun haben und wer von der Kombination mit wingwave besonders profitieren kann.
Frau Sinn, als Atlas bezeichnet man medizinisch den ersten Halswirbel. Beim Atlas handelt es sich also um einen Knochen. Was hat ein Knochen mit Emotionen zu tun?
Maria Sinn, Spezialistin für Atlastherapie und wingwave
Maria Sinn: Sehr viel. Der Atlas ist Dreh- und Angelpunkt unseres Kopfgelenks, das mit mehr als 20 Muskeln ausgestattet ist. Diese Muskeln können sich, wie andere Muskeln auch, verspannen, insbesondere aufgrund starker Gefühle. Tun sie das, ziehen sie den Atlas in eine Blockade.
Um was für Gefühle und Themen geht es dabei?
Maria Sinn: Da gibt es viele Beispiele. Um beim Atlas und der Halswirbelsäule zu bleiben, wäre auf jeden Fall Mobbing zu nennen. Sitzt ein Kind in der Schule in der ersten Reihe und muss mit dummen Sprüchen oder fliegenden Gegenständen aus einer der Reihen hinter sich rechnen, baut der Körper ganz automatisch im Nacken einen muskulären Schutzpanzer auf. Das ist gut gemeint vom Körper. "Nackenschläge" will niemand. Für die Halswirbelsäule ist es natürlich besser, schnell eine gute Lösung zu finden.Wie könnte so eine Lösung aussehen?
Maria Sinn: Mobbing ist ein sehr vielschichtiges Thema. Was ich tun kann: Ich helfe dem Kind, die negativen Erfahrungen in Stärke umzuwandeln.Das geht?
Maria Sinn: Ja, teilweise faszinierend schnell. Die Kurzzeitmethode wingwave lässt den Körper Gefühle wie Verletzung und Traurigkeit verarbeiten. Sie nutzt dabei die Verarbeitungsmechanismen, die wir aus den REM-Phasen des Schlafs kennen, im Wachzustand. Plötzlich ist da wieder Positives beim Gedanken an Schule und Klassenkameraden. Das Glas ist wieder halbvoll, das Gras wieder grün, der Himmel wieder blau.Zum Thema
Und dann klappt es auch besser mit dem Atlas?
Glücklich sein
Maria Sinn: Man könnte sogar sagen, nur so klappt es mit dem Atlas. Den Atlas während eines Mobbinggeschehens zu korrigieren, bringt dem Körper zwar eine gute Linderung. Die alltäglichen negativen Gefühle führen jedoch mit der Zeit zu erneut verspannten Nackenmuskeln und diese ziehen den Atlas wieder in eine Fehlposition. Werden die negativen Gefühle hingegen verarbeitet, hält die Atlasbehandlung sehr viel länger.
Die meisten Menschen, die zu Ihnen kommen, haben mit Mobbing zu tun?
Maria Sinn: Das kann man so nicht sagen. Mobbing ist ein Klassiker für Verspannungen im Nackenbereich, doch im Grunde können sich alle negativen Emotionen im Nacken manifestieren. Das ist sehr individuell: Auch Existenzängste bei einem Hausbau, einem Jobwechsel oder einer Trennung können im Nacken sitzen. Genauso Verlustgefühle, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, Sorgen bei eigener Krankheit oder Krankheit einer nahestehenden Person, Überforderung bei der Pflege eines Angehörigen, undefinierbare Angstgefühle nach einem Unfall. Das ist wirklich sehr individuell.Gibt es weitere "Klassiker", was sich wobei verspannt?
REM-Phasen am Tag
//Foto: Timm Ortmüller
//Foto: Timm Ortmüller
Maria Sinn: Hexenschuss einen Tag vor der Prüfung, einem Auftritt oder einer Rede, das ist ein weiterer Klassiker. Und das Broken-Heart-Syndrom.